Vom 3. bis 6. Juli 2017 hielt sich eine achtköpfige Delegation aus dem Kosovo zu Fachgesprächen zum Thema „Jugendstrafvollzug“ in Göttingen auf.

Der Einladung der IRZ nach Deutschland waren der Anstaltsleiter sowie drei Mitarbeiter der Jugendstrafvollzugsanstalt Lipjan, ein Angehöriger der Strafvollzugsabteilung des Justizministeriums sowie die Child Protection Officers Afrim Ibrahimi und Ardian Klaiqi von UNICEF Kosovo gefolgt.

Der Schwerpunkt des diesjährigen Besuches lag insbesondere auf dem Gedankenaustausch zwischen den Praktikern der Anstalten in Göttingen und Lipjan.

So begann denn auch das kurze, aber sehr arbeitsintensive Programm mit dem Besuch des Offenen Jugendvollzuges sowie der Jugendarrestanstalt Göttingen. Die Gäste erhielten von den Anstaltsleiterinnen Melanie Hacker und Christel Waßmann sowie der Vollzugsbeamtin Gabi Förstling nicht nur informative Führungen durch beide Häuser, sondern darüber hinaus noch eingehende Erläuterungen zu den jeweiligen Anstaltskonzepten.

Ein Jugendlicher aus dem Offenen Vollzug hatte sich spontan bereit erklärt, die Besucher auf ihrem Rundgang zu begleiten. Die auswärtigen Gäste bekamen auf diese Weise die einmalige Möglichkeit, den Alltag im Offenen Vollzug aus der Sicht eines jugendlichen Straftäters kennenzulernen. Siegfried Löprick, Vorsitzender des Vereins „Jugendhilfe Göttingen e.V.“ und ehemaliger Mitarbeiter des Offenen Jugendvollzuges Göttingen begleitete die Besucher und stand als fachlicher Berater für Fragen zur Verfügung.

Am zweiten Tag wohnten die Besucher einer Jugendstrafverhandlung von RiAG Stefan Scherrer bei, der nach der Urteilsverkündung ausführlich auf die Sitzung und das weitere Procedere einging. Er hatte eine Jugendliche zu einem sofortigen vierwöchigen Arrest verurteilt.

Kai Jans, Jugendbewährungshelfer aus Göttingen, stellte u.a. die Aufgaben der Bewährungshilfe im Jugendstrafverfahren in ihren Grundzügen vor, und Peter Kleinadel vom Verein Jugendhilfe Süd Niedersachsen e.V. gab einen interessanten Überblick über die ambulanten sozialpädagogischen Angebote für straffällige Jugendliche.

Der Fachbesuch konnte mit Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert werden. Die Organisation und Themenauswahl des Programms waren in enger Abstimmung mit UNICEF Kosovo und dem stellvertretenden Direktor des Amtsgerichts Göttingen, RiAG Stefan Scherrer, erfolgt. UNICEF Kosovo steht dem kosovarischen Justizministerium bei der Reformierung des Jugendstrafvollzugs beratend zur Seite. Stefan Scherrer hat als Jugendstrafrichter die IRZ fachlich und praktisch bei der Realisierung dieses Besuchs vortrefflich unterstützt.

Für den Herbst ist ein Gegenbesuch der Göttinger bei ihren kosovarischen Kolleginnen und Kollegen in Lipjan geplant.