Während des Workshops in Hanoi am 27. und 28. Februar 2019
Während des Workshops in Hanoi am 27. und 28. Februar 2019
Vietnam

In Kooperation mit der Vietnam Bar Federation (VBF) und mit Unterstützung der Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) veranstaltete die IRZ am 24. und 25. Februar in Nha Trang sowie am 26. und 27. Februar 2019 in Hanoi zwei Workshops zur praktischen Anwendung der 2018 in Kraft getretenen vietnamesischen Strafprozessordnung. Deren Entstehung hatte die IRZ bereits während des Reformprozesses beratend begleitet.

Die beiden IRZ-Experten und Berliner Fachanwälte für Strafrecht Nikolai Venn (Kanzlei Freyschmidt Frings Pananis Venn) und Ursus Koerner von Gustorf (Kanzlei Hensel und Koerner von Gustorf) referierten an jeweils beiden Seminartagen zu folgenden Themen:

  • Stellung und Funktion der Verteidigung,
  • Vorbereitung der Hauptverhandlung und Definition des Verteidigungsziels,
  • Technische Vorbereitung und Einsatz der elektronischen Akte,
  • Sacherklärung des Mandanten,
  • Zeugenbefragung,
  • Befragung von Sachverständigen sowie
  • Plädoyer.

Ihre vietnamesischen Kolleginnen und Kollegen gaben einen Überblick über erste Erfahrungen mit der neuen Strafprozessordnung und deren (in manchen Fällen noch mangelhaften) Umsetzung in der Praxis. 

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten die neuesten positiven Entwicklungen und lobten die wichtigsten Neuerungen im Zuge der Reform: Unschuldsvermutung, Akteneinsichtsrecht und insbesondere das Beweisantragsrecht des Verteidigers. 

Es wurde mehrfach betont, dass die Anwaltschaft als Organ der Rechtspflege eine wichtige Stellung innehat, um die Bürger- und Menschenrechte zu wahren. Dieser moralischen Instanz müsse sie gerecht werden und diesem Selbstverständnis entsprechend für ihre Rechte kämpfen. Die Schilderungen der deutschen Experten hätten in dieser Hinsicht Mut gemacht und aufgezeigt, dass in den neuen Regelungen viel Potential steckt, welches nun ausgeschöpft werden muss.