Seminar zum Thema „Jugendstrafverfahren: Rolle und Aufgaben der Verteidigung im Ermittlungsverfahren“, 11. und 12. März 2023 in Prizren (Kosovo).
Seminar zum Thema „Jugendstrafverfahren: Rolle und Aufgaben der Verteidigung im Ermittlungsverfahren“, 11. und 12. März 2023 in Prizren (Kosovo).
Kosovo

Das kosovarische Jugendgerichtsgesetz (Juvenile Justice Code) aus dem Jahr 2018 regelt das Strafverfahren gegen Jugendliche in Kosovo und sieht bedeutende prozessrechtliche Besonderheiten und Sanktionsmöglichkeiten für jugendliche Straftäterinnen und Straftäter vor. Insbesondere beinhaltet das Gesetz mehrere außergerichtliche Diversionsmaßnahmen, die unter bestimmten Voraussetzungen zur Einstellung des Jugendstrafverfahrens führen können.

Vor diesem Hintergrund organisierte die IRZ in Zusammenarbeit mit der kosovarischen Rechtsanwaltskammer am 11. und 12. März 2023 ein Seminar zum Thema "Jugendstrafverfahren" in Prizren, Kosovo. Ziel der Veranstaltung war eine rechtsvergleichende Betrachtung und ein fachlicher Austausch über die Rolle der Verteidigung im Jugendstrafverfahren mit besonderem Fokus auf das Ermittlungsverfahren.

Herr Lukas Pieplow, Fachanwalt für Strafrecht und ehemaliges Mitglied des Bundesvorstands der Deutschen Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen e.V., stellte im Auftrag der IRZ den deutschen Rechtsrahmen und Fallbeispiele aus seiner beruflichen Praxis vor. Darüber hinaus berichtete Herr Pieplow über die historische Entwicklung des deutschen Jugendstrafrechts und diskutierte mit den Teilnehmenden über den im Jugendstrafrecht vorherrschenden Erziehungsgedanken.

Die Veranstaltung bot zudem die Möglichkeit, sich über zahlreiche Einzelfragen im Jugendstrafverfahren auszutauschen, darunter die Kommunikation zwischen Verteidigung, Staatsanwaltschaft und Gericht, die Rolle der Jugendgerichtshilfe sowie Aspekte der Infrastruktur und Finanzierung ambulanter Maßnahmen.

Insgesamt nahmen rund 45 Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte an den Diskussionen der beiden Veranstaltungstage teil. Neben den theoretischen Ausführungen wurden insbesondere auch Best Practices und konkrete Handlungsmöglichkeiten der Rechtsanwaltschaft im Ermittlungsverfahren besprochen und über Schwierigkeiten bei der Umsetzung in beiden Ländern diskutiert.

Die Veranstaltung wurde vom Bundesministerium der Justiz finanziert und ist Teil der langjährigen Zusammenarbeit zwischen der IRZ und der kosovarischen Rechtsanwaltskammer im Bereich des Jugendstrafrechts.