Studienreise für kosovarische Richterinnen und Richter nach Trier und Koblenz

Fachgespräch am Oberlandesgericht Koblenz im Rahmen der Studienreise für kosovarische Richterinnen und Richter vom 19.-24. Februar 2023 in Trier und Koblenz.
Fachgespräch am Oberlandesgericht Koblenz im Rahmen der Studienreise für kosovarische Richterinnen und Richter vom 19.-24. Februar 2023 in Trier und Koblenz.
Kosovo

Im Februar 2023 hatte eine Delegation kürzlich ernannter kosovarischer Richterinnen und Richter die Möglichkeit, sich im Zuge einer Studienreise mit deutschen Kolleginnen und Kollegen auszutauschen und einen praktischen Einblick in die Arbeitsweise deutscher Gerichte zu erlangen. Die vom Auswärtigen Amt geförderte Studienreise fand vom 19. bis zum 24. Februar 2023 in Trier und in Koblenz statt und wurde gemeinsam mit der kosovarischen Justizakademie organisiert.

Für die Dauer der Studienreise war die 22-köpfige Delegation in der deutschen Richterakademie in Trier untergebracht. Gleich zum Auftakt der Woche stellte deren Direktor, Herr Dr. Stephan Jaggi, die geschichtsträchtige Rolle und Arbeitsweise der Deutschen Richterakademie sowie die Grundzüge der Richterfortbildung in Deutschland vor, bevor er einen allgemeinen Überblick über die ordentliche Gerichtsbarkeit in Deutschland gab. Im Anschluss diskutierten die Teilnehmenden mit Herrn Uwe Stark, Richter am Amtsgericht Siegen, über Aspekte der richterlichen Verhandlungsführung, Fragen der richterlichen Ethik sowie Möglichkeiten der alternativen Streitbeilegung in Deutschland.

Der intensive Erfahrungsaustausch wurde auch am Folgetag fortgeführt: Herr Dr. Bruno Menhofer, Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht Frankfurt am Main, ermöglichte den Teilnehmenden einen umfangreichen Einblick in das deutsche Zivilprozessrecht. Dabei wurden die zunächst theoretischen Ausführungen zu den Verfahrensgrundsätzen des deutschen Prozessrechts mithilfe des IRZ-Lehrfilms „Vista 2020" veranschaulicht. Am Nachmittag besuchten die Teilnehmenden die Europäische Rechtsakademie (ERA) in Trier und erhielten durch Herrn Jean-Philippe Rageade, Direktor der Europäischen Rechtsakademie und Luc Doeve, Amtierender Finanzdirektor, eine Einführung über die Aufgaben und Rolle der ERA.

Nach den Fachgesprächen und theoretischen Einführungen zu Beginn der Studienreise hatte die Delegation am dritten Veranstaltungstag die Gelegenheit an einer Strafverhandlung am Landgericht Trier teilzunehmen und im direkten Anschluss daran der Vorsitzenden Richterin, der Staatsanwältin und den Schöffenrichtern allgemeine Fragen zum Verfahrensablauf zu stellen. Dieser praktische Einblick wurde am Nachmittag durch einen weiteren Fachaustausch über das deutsche Strafprozessrecht und die Rolle des Ermittlungsrichters ergänzt.

Die viertägige Studienreise endete mit einem Besuch am Oberlandesgericht in Koblenz. Nach einer feierlichen Begrüßung durch Herrn Thomas Henrichs, den Präsidenten des Oberlandesgerichts, tauschte sich die Delegation mit ihren deutschen Kollegen über die Grundlagen eines familiengerichtlichen Verfahrens sowie Aspekte des handelsgerichtlichen Verfahrens aus.

Die zahlreichen Arbeits- und Fachgespräche, die Gerichtsbesuche, aber auch die Teilnahme an einer mündlichen Verhandlung boten den Teilnehmenden wertvolle Erfahrungen und Einblicke aus der deutschen Praxis. Die Studienreise bot somit nicht nur eine Möglichkeit, die deutsch-kosovarischen Beziehungen zu stärken, sondern auch wichtige Impulse für die eigene berufliche Praxis mitzunehmen.