Aus- und Fortbildungen für die kosovarische Richterschaft und Staatsanwaltschaft im Bereich des Wirtschaftsrechts
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- Veröffentlicht: Donnerstag, 01. Dezember 2022
Die IRZ unterstützt die kosovarische Justizakademie bei der Aus- und Fortbildung von Richterinnen und Richtern sowie Staatsanwältinnen und Staatsanwälten. 2022 stand das Wirtschafts(straf)recht im Fokus der Zusammenarbeit, in diesem Kontext wurden verschiedene Seminare realisiert.
Seminar zum Thema „Insolvenzrecht – Einblicke in die kosovarische, deutsche und europäische Praxis“
Am 8. November 2022 fand in diesem Zusammenhang ein hybrides Seminar zum Thema Unternehmensinsolvenzrecht unter Beteiligung von 18 Richterinnen und Richtern in den Räumlichkeiten der Justizakademie statt. Im Zuge der Veranstaltung diskutierten die Referenten und die Teilnehmenden den nationalen und europäischen Rechtsrahmen, praktische Aspekte eines Insolvenzverfahrens, die Rolle des Gerichts, die Interaktion zwischen dem Insolvenzverwalter, dem Unternehmen und seinen Gläubigern sowie Rechte und Pflichten der Gläubiger. In diesem Zusammenhang stellte Mahir Tutulli, Präsident des kosovarischen Handelsgerichts zunächst den kosovarischen Rechtsrahmen vor. Johannes Fritzen, Associate im Frankfurter Büro der Rechtsanwaltskanzlei Dentons und Mitglied der Praxisgruppe „Restrukturierung und Insolvenz“ verschaffte den Teilnehmenden im Anschluss einen Einblick in das deutsche Insolvenzrecht und in wichtige Aspekte internationaler Insolvenzverfahren.
Seminar zum Thema „Geldwäschebekämpfung“
Am 1. und 2. Dezember 2022 veranstaltete die IRZ gemeinsam mit der Justizakademie ein weiteres hybrides Seminar zu Fragen der Geldwäschebekämpfung. An der Veranstaltung nahmen drei Richterinnen und Richter sowie sechs Staatsanwältinnen und Staatsanwälte teil. Von deutscher Seite wirkten im Auftrag der IRZ Prof. Dr. Mohamad El-Ghazi, Inhaber der Professur für Strafrecht und Strafprozessrecht an der Universität Trier und Direktor des Trierer Instituts für Geldwäsche- und Korruptions-Strafrecht, Prof. Dr. Till Zimmermann, Inhaber der Professur für Strafrecht und Strafprozessrecht einschließlich europäischer und internationaler Bezüge an der Universität Trier und Geschäftsführender Direktor des Trier Instituts für Geldwäsche- und Korruptions-Strafrecht sowie Prof. Dr. Kilian Wegner, Juniorprofessor für Strafrecht, Strafprozessrecht und Wirtschaftsstrafrecht, Europa-Universität Viadrina an der Veranstaltung mit.
Zu den wichtigsten Diskussionsthemen zählten:
- Geldwäsche als Straftat im Zusammenhang mit der organisierten Kriminalität
- Beschlagnahme und Einziehung von Erträgen aus Straftaten
- Prozessuale Hemmnisse bei der Verfolgung von Geldwäsche
- Mögliche Alternativen zur tradierten Geldwäsche
- Verhältnis zwischen Vortat und Geldwäsche
- Rolle der Financial Intelligence Unit (FIU) bei der Geldwäschebekämpfung
- Strafrechtliche Sanktionsmöglichkeiten im Bereich der Geldwäsche
- Fragen der Rechtshilfe und der internationalen Zusammenarbeit bei Geldwäscheermittlungen.
Behar Xhema, stellvertretender Direktor der kosovarischen Financial Intelligence Unit und Valon Kurtaj, Richter am Gericht erster Instanz in Pristina stellten zu den verschiedenen Programmpunkten zunächst die nationalen rechtlichen Rahmenbedingungen sowie zahlreiche Beispiele aus der kosovarischen Praxis vor. Am Anschluss identifizierten das Referententeam und die Teilnehmenden gemeinsam die Gemeinsamkeiten, Unterschiede, aktuelle Herausforderungen und internationale Best Practices.
Das Auswärtige Amt finanzierte beide Veranstaltungen, sie fanden im Rahmen des Projekts „Unterstützung mehrerer Staaten des Westbalkans bei der Konsolidierung rechtsstaatlicher und europäischer Standards“ statt.
Die in Kooperation mit der kosovarischen Justizakademie ausgerichteten Seminare haben die Vermittlung und Vertiefung von fachbezogenen Kenntnissen und Kompetenzen unter den Teilnehmenden zum Ziel. Außerdem soll sich die juristische Aus- und Weiterbildung in Kosovo hinsichtlich der Gestaltung von Lehrplänen, der Kapazitäten und Qualität der Lehrmethoden, Lehrinhalte und Lehrkräfte zunehmend an europäischen Standards orientieren.
Die Zusammenarbeit mit der kosovarischen Justizakademie zu Fragen der juristischen Fort- und Ausbildung wird daher auch 2023 im Fokus der Projektarbeit in Kosovo stehen.