Beratungen im Bereich der Geldwäschebekämpfung in Kooperation mit dem kosovarischen Premierministerbüro

Rundtischgespräch zu den Herausforderungen der Geldwäschebekämpfung in Kosovo am 14. Juni 2023 in Pristina.
Rundtischgespräch zu den Herausforderungen der Geldwäschebekämpfung in Kosovo am 14. Juni 2023 in Pristina.
Kosovo

In Kooperation mit dem Büro des kosovarischen Premierministers engagierte sich die IRZ von November 2022 bis Ende 2023 in einem Beratungsprojekt zur Geldwäschebekämpfung im Kosovo. Das Auswärtige Amt finanzierte das Projekt.

Der Schwerpunkt der Beratungen lag auf einer umfassenden Analyse des rechtlichen und institutionellen Rahmens der Geldwäschebekämpfung im Kosovo, mit besonderem Fokus auf den allgemeinen Bedingungen für eine effektive Bekämpfung der Geldwäsche sowie den rechtlichen Rahmenbedingungen des Geldwäschestrafrechts und der Vermögensabschöpfung. Basierend auf dieser Analyse wurde dem kosovarischen Premierministerbüro im November 2023 ein Bericht mit konkreten und praktischen Handlungsempfehlungen überreicht.

Den Bericht verfasste ein dreiköpfiges Expertenteam, bestehend aus Herrn Dr. Stefan Trunk, Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Duisburg und Vorsitzender der Prüfungskommission am Oberlandesgericht Düsseldorf, Prof. Dr. Mohamad El-Ghazi, Inhaber der Professur für Deutsches und Europäisches Strafrecht, Strafprozessrecht und Wirtschaftsstrafrecht an der Universität Trier sowie Direktor des Trierer Instituts für Geldwäsche und Korruptions-Strafrecht (TrIGeko), und Herrn Thomas Seidel, ehemaliger Polizeibeamter im Bundeskriminalamt und der Financial Intelligence Unit (FIU), Senior Compliance Officer in Universalbanken, Dozent für Geldwäschebekämpfung und Gründer der gemeinnützigen Organisation antifinancialcrime.org gGmbH.

Neben der dokumentenbasierten Begutachtung des gesetzlichen Rahmens, reiste das Expertenteam innerhalb eines Jahres dreimal nach Pristina, um mit Vertreterinnen und Vertretern von insgesamt fünfzehn kosovarischen und internationalen Institutionen vertiefende Fachgespräche zu führen. Zusätzlich zu einem Treffen mit Premierminister Albin Kurti im März 2023 wurden unter anderem Arbeitsbesuche bei der Sonderstaatsanwaltschaft, der Generalstaatsanwaltschaft, dem Berufungsgericht, der FIU, der Polizei, der Zentralbank und der Zollbehörde durchgeführt. Darüber hinaus wurden zwei institutionenübergreifende Rundtischgespräche organisiert, um Herausforderungen und Diskrepanzen bei der Rechtauslegung und -anwendung in der Praxis zu diskutieren.

Ein weiterer integraler Bestandteil des Projekts umfasste die Durchführung von Trainingsveranstaltungen im Bereich der Geldwäscheermittlungen im Zusammenhang mit Krypto-Vermögenswerten. In diesem Zusammenhang reiste im Dezember 2023 eine 15-köpfige Delegation – bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern kosovarischer Staatsanwaltschaften, Polizeibehörden, der FIU und der Zentralbank – nach Deutschland, um Arbeitsgespräche mit deutschen Institutionen zu führen, darunter mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Frankfurt, der Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen – Financial Intelligence Unit in Köln, der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC) der Generalstaatsanwaltschaft Köln, der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt und dem Bundeskriminalamt in Wiesbaden.

Trotz der hohen Priorität, die die aktuelle kosovarische Regierung der Bekämpfung von Geldwäsche und Korruption beimisst, prangert der letzte Fortschrittsbericht der EU-Kommission von November 2023 erneut eine dringend erforderliche Reform des kosovarischen Gesetzes zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung an. Die Analysen des Expertenteams und die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen können hierbei einen wichtigen Beitrag leisten, die kosovarische Gesetzgebung an den EU-Besitzstand und internationale Standards anzugleichen und gleichzeitig die Effizienz der Ermittlungsstrukturen zu stärken sowie eine wirksamere Rechtsanwendung durch kosovarische Strafverfolgungs- und Justizbehörden zu fördern.

Weiterführende Informationen zum Projekt finden Sie in der Zeitschrift zur Rechts- und Wirtschaftsentwicklung in den Staaten Mittel- und Osteuropas (WiRO), Ausgabe März 2024.


Regionale Konferenz zu Themen der Verfassungsgerichtsbarkeit

Regionaler Fachaustausch der Verfassungsgerichte und Obersten Gerichte von Kosovo und Albanien zum Thema „Das Verhältnis zwischen Legalitäts- und Verfassungsmäßigkeitskontrolle“, 14. Dezember 2023 in Pristina (Kosovo).
Regionaler Fachaustausch der Verfassungsgerichte und Obersten Gerichte von Kosovo und Albanien zum Thema „Das Verhältnis zwischen Legalitäts- und Verfassungsmäßigkeitskontrolle“, 14. Dezember 2023 in Pristina (Kosovo).
Kosovo und Albanien

Der regionale Fachaustausch der Verfassungsgerichte und Obersten Gerichte von Kosovo und Albanien zum Verhältnis zwischen Legalitäts- und Verfassungsmäßigkeitskontrolle fand am 14. Dezember 2023 zum zweiten Mal in Folge statt. An der Konferenz nahmen rund 80 Richterinnen und Richter sowie wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der vier Gerichte in Pristina (Kosovo) teil.

In ihrem Impulsvortrag stellte Prof. Dr. Gabriele Britz, Richterin am Bundesverfassungsgericht a.D. und Professorin für Öffentliches Recht und Europarecht an der Justus-Liebig-Universität in Gießen auf Einladung der IRZ die deutsche Systematik zum Verhältnis zwischen Legalitäts- und Verfassungsmäßigkeitskontrolle vor. Im Rahmen von zwei Paneldiskussionen widmeten sich die Teilnehmenden ausgewählten Fachfragen sowie den aktuellen Entwicklungen ihrer Rechtsprechung und den damit verbundenen Herausforderungen.

Der länderübergreifende Erfahrungsaustausch zeichnete sich durch eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre mit dynamischen Diskussionen aus. Die Perspektive der deutschen Praxis ergänzte die eingehende Analyse der rechtlichen Grundlagen, der aktuellen Rechtsprechung der vier Gerichte sowie eine vertiefte Betrachtung bewährter Verfahrensweisen.


12. EUKOJUST-Steering Committee: Fortsetzung folgt?

Zuhörende der Veranstaltung.
Zuhörende der Veranstaltung.
Kosovo

Am 30. Oktober 2023 fand in Pristina (Kosovo) das 12. Steering Committee Meeting des EU-Projekts EUKOJUST statt. Die IRZ führt dieses Projekt seit über drei Jahren in Kooperation mit der niederländischen Partnerorganisation CILC und dem kroatischen Ministerium für Justiz und Verwaltung durch..

Das Treffen wurde unter anderem durch die Justizministerin Kosovos, Frau Albulena Haxhiu, den Botschafter Deutschlands, Herrn Jörn Rohde, und die Botschafterin Kroatiens, Danijela Barisic eröffnet. Die Ministerin hob die herausragende Rolle des Projekts für die laufende Justizreform des Landes hervor und betonte die Relevanz und Nützlichkeit der Arbeitsergebnisse des Projekts für die Institutionen sowohl hinsichtlich zahlreicher Gesetzesreformen als auch hinsichtlich der Neustrukturierung des Justizministeriums oder des Bereichs „Zugang zur Justiz für alle Bevölkerungsgruppen“. Die Präsidenten der Räte (Justizrat sowie Staatsanwaltschaftsrat des Kosovo), Albert Zogaj und Jetish Maloku sowie Enver Fejzullahu, Direktor der Justizakademie schlossen sich der Anerkennung an.

Zudem erneuerten alle Akteure den Wunsch, das Projekt über Januar 2024, das planmäßige Projektende, hinaus zu verlängern. Derzeit befindet sich eine kostenneutrale Verlängerung des Projekts um einige Monate in der Abstimmung mit dem EU-Büro in Kosovo. Darüber hinaus ist auch eine längere Weiterführung bis Ende 2024 in Diskussion, kann aktuell allerdings nicht erfolgen, da aufgrund des stockenden politischen Dialogs zwischen Kosovo und Serbien Maßnahmen der Europäischen Union gegen Kosovo einer Freigabe weiterer Mittel entgegenstehen.

Die Vielfalt der Projektaktivitäten des EU-Projekts lässt sich exemplarisch daran verdeutlichen, was in dieser Woche neben dem SCM noch auf der Agenda stand:

  • 2-tägiger Workshop für das Personal der Rechtsabteilung des Büros des Premierministers zur finalen Ausarbeitung der reformierten internen Vorschriften zur Rechtsangleichung
  • Arbeitsgruppensitzung zur Ausarbeitung eines neuen Gesetzes über die Verwaltungsgerichtsbarkeit
  • Verleihung von Abschlusszertifikaten an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Justizministeriums (unter anderem der Abteilungen für Rechtssetzung und EU- Integration) über die erfolgreiche Teilnahme an englischen Rechtsterminologiekursen in zwei Schwierigkeitsstufen.

Die IRZ, ihre Partner und die Projektbegünstigten arbeiten weiter an Optionen zur Projektverlängerung, um das Projekt nicht in dieser wichtigen Phase beenden zu müssen.

Weitere Informationen:

EUKOJUST