Verfassungsgerichte diskutieren Recht auf Privatheit

Prof. Dr. Udo Steiner, Richter am Bundesverfassungsgericht a.D. (mitte) während seines Referats, rechts neben ihm, Präsident des Verfassungsgerichts, Budimir Šćepanović.
Prof. Dr. Udo Steiner, Richter am Bundesverfassungsgericht a.D. (mitte) während seines Referats, rechts neben ihm, Präsident des Verfassungsgerichts, Budimir Šćepanović.
Montenegro

„Schutz des Rechts auf Privatheit“ lautete der Titel der Regionalkonferenz der Verfassungsgerichte von Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien, die die IRZ in Zusammenarbeit mit dem montenegrinischen Verfassungsgericht mit Mitteln aus der Projektförderung des Auswärtigen Amtes vom 4. bis zum 6. Oktober 2023 in Budva ausrichtete.

Zur einschlägigen Rechtsprechung ihrer Gerichte referierten die Präsidentinnen der Verfassungsgerichte von Bosnien und Herzegowina, Valerija Galić, von Nordmazedonien, Dobrila Kacarska, sowie von Serbien, Snežana Marković, und Richterin am Verfassungsgericht von Montenegro, Snežana Armenko. Die Eröffnungsrede hielten der Präsident des Verfassungsgerichts von Montenegro, Budimir Šćepanović und der zuständige Projektbereichsleiter der IRZ, Dr. Stefan Pürner. Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts stellte dessen ehemaliger Richter, Prof. Dr. Udo Steiner vor.

Die unterschiedlichen Schwerpunkte der Referate zeigten, wie breit die Lebenssachverhalte und Rechtsfragen sind, die unter den Begriff „Recht auf Privatheit“ fallen. Dies reicht vom Recht auf informationelle Selbstbestimmung über die Voraussetzungen, die an eine Überwachung der Kommunikation von Verdächtigen im Ermittlungsverfahren zu stellen sind, bis hin zum Geschlechterbegriff und der Verfassungsmäßigkeit einer Widerspruchslösung für eine Organtransplantation.

Diese bereits traditionelle Regionalkonferenz konnte erstmals nach der Pandemie wieder in Präsenz stattfinden und war durch intensive Diskussionen – insbesondere zu den beiden letztgenannten Themen – geprägt. Die Teilnehmenden nutzten außerdem die Möglichkeit zum informellen bilateralen Austausch.

Bestandsaufnahme zur Klimaschutzrechtsprechung

Bundesverfassungsrichterin a.D., Prof. Dr. Gabriele Britz referiert über den Klimabeschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 24. März 2021.
Bundesverfassungsrichterin a.D., Prof. Dr. Gabriele Britz referiert über den Klimabeschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 24. März 2021.
Montenegro

Montenegro zeichnet sich durch viele Naturschönheiten, die gleichzeitig auch touristisches Kapital sind, aus und definiert sich gemäß Art. 1 seiner Verfassung als ökologischer Staat. Zugleich haben verschiedene Großprojekte viel Kritik im In- und Ausland ausgelöst. In diesem Spannungsfeld steht (auch) das montenegrinische Recht in Zeiten eines immer offensichtlich werdenden Klimawandels vor großen Herausforderungen.

Besonders zu berücksichtigen sind die Maßstäbe der international entwickelten Klimaschutz-Rechtsprechung, einschließlich der jüngsten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts.

Diese Überlegungen waren es, die die montenegrinische Juristenvereinigung und die IRZ zur Organisation der Veranstaltung „Klimaschutzrechtsprechung und Menschenrechte“ im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Jus Forum“ am 9. November 2023 in der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica, bewogen haben.

Der deutsche Botschafter, Thomas Felten, der Vorsitzende der montenegrinischen Juristenvereinigung, Prof. Dr. Branislav Radulović und der zuständige IRZ-Projektbereichsleiter, Rechtsanwalt Dr. Stefan Pürner eröffneten die Veranstaltung.

Bundesverfassungsrichterin a.D., Prof. Dr. Gabriele Britz referierte über den Klimabeschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 24. März 2021, bei der sie selbst Berichterstatterin war. Prof. Dr. Maja Kostić-Mandić berichtete über das Urgenda-Urteil und über die letzten Klima-Fälle, die vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verhandelt wurden und gab einen Überblick über die einschlägige Rechtsprechung anderer Gerichte.

Die anschließende Diskussion des aus Forschenden, Studierenden, Justizangehörigen und Vertreterinnen und Vertretern von Nicht-Regierungsorganisationen bestehenden Publikums gestaltete sich sehr lebhaft, wobei auch kritische Anmerkungen zu verschiedenen Vorgängen in Montenegro nicht ausblieben.

Der Präsident des Verfassungsgerichts, Budimir Šćepanović und die Vizepräsidentin dieses Gerichts, Desanka Lopičič, nahmen an der Veranstaltung ebenfalls teil und unterstrichen damit deren Bedeutung. 

Die Maßnahmen der IRZ sind auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Deshalb erhielten die Teilnehmenden eine Zusammenfassung der Karlsruher Klimaschutzentscheidung in der Landessprache.

Eine Auswahl der Berichterstattung der montenegrinischen Presse finden Sie hier:

https://www.vijesti.me/vijesti/drustvo/681171/pravni-mehanizmi-od-izuzetnog-znacaj-za-ocuvanje-prirode

https://www.dan.co.me/vijesti/drustvo/okrugli-sto-udruzenja-pravnika-i-irz-a-klimatski-sudski-postupci-i-ljudska-prava-5207394

https://www.cdm.me/drustvo/udruzenje-pravnika-sjutra-organizuje-okrugli-sto-na-temu-klimatski-sudski-postupci-i-ljudska-prava/

Train-the-Trainer-Seminar zur Wirtschaftsmediation

Präsentation und Diskussion der Ergebnisse einer Arbeitsgruppe.
Präsentation und Diskussion der Ergebnisse einer Arbeitsgruppe.
Montenegro

Vom 3. bis 5. November fand in Podgorica ein durch eine Projektförderung des Auswärtigen Amts ermöglichtes Train-the-Trainer-Seminar zur Wirtschaftsmediation statt, welches die IRZ gemeinsam mit dem Zentrum für Alternative Streitbeilegung Montenegro organisierte.

Nach Grußworten durch den Ständigen Vertreter des deutschen Botschafters, Ralf Reusch, der die Wichtigkeit der Tätigkeit der IRZ in Montenegro hervorhob, eröffneten die Direktorin des Zentrums für Alternative Streitbeilegung, Marina Lutovac und der zuständige Projektbereichsleiter der IRZ, Dr. Stefan Pürner die Veranstaltung.

Anschließend führten Prof. Dr. Renata Dendörfer Ditges und Simone Pöhlmann, beide Rechtsanwältinnen, zertifizierte Mediatorinnen mit langjähriger Erfahrung in der Meditation und in der Mediatorenausbildung sowie Autorinnen vieler Fachpublikationen anhand eines praktischen Falles durch alle fünf Phasen des Mediationsverfahrens. In Kleingruppenarbeit und im Rahmen von Rollenspielen wurden Themen wie „Störungen in der Mediation“ und die „mediative Sprache“ behandelt. Diesen interaktiven Ansatz nahmen die Teilnehmenden besonders positiv auf.

Die Mediation genießt in Montenegro einen hohen Stellenwert. Dies wird nicht nur durch die Gründung des Zentrums für Alternative Streitbeilegung, welches von der Europäischen Union und vom Europarat unterstützt wird, deutlich, sondern auch durch den Umstand, dass ausweislich des Jahresberichts 2022 des Zentrums dort bereits 201 Mediatorinnen und Mediatoren für Zivilrecht und 37 für Strafrecht ausgebildet und mehrere tausend Mediationsverfahren durchgeführt wurden.

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