Workshop zu juristischer Fachsprache für Juristinnen und Juristen aus dem Nahen Osten

Multilateral

Um einen Beitrag zur gesellschaftlichen und beruflichen Integration von Juristinnen und Juristen aus dem Nahen Osten zu leisten, organisierte die IRZ einen fünftätigen Sprachkurs zu juristischer Fachterminologie. Der Kurs fand vom 10. bis 14. Oktober 2022 in Bonn statt und wurde durch das Bundesministerium der Justiz (BMJ) finanziert.

Teilnehmende waren elf Juristinnen und Juristen aus der Region des Nahen Ostens. Beauftragt über die IRZ war der Dozent Tibor Linke, Volljurist, M.A. Islamwissenschaft und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Erlangener Zentrum für Islam und Recht in Europa (EZIRE) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Während des Sprachkurses konnten sich die Teilnehmenden einen Überblick über das deutsche Zivil- und Strafrecht sowie das öffentliche Recht verschaffen. Dabei setzten sich die Teilnehmenden vor allem mit den Grundbegriffen und Grundlagen dieser Rechtsgebiete auseinander und räumten Missverständnisse bei Fachbegriffen anhand von Praxisbeispielen in einer regen Diskussion aus.


Maßgeblich behandelte Themen waren:

  • Im Zivilrecht: Die ordentliche Gerichtsbarkeit, Aufteilung des BGB, maßgebende Vorschriften aus dem BGB AT und aus dem Schuldrecht
  • Im Strafrecht: Anwendung des Strafrechts, wichtige Grundlagen und Besonderheiten, strafprozessrechtliche Begriffe
  • Im öffentlichen Recht: Das Grundgesetz und seine Staatsprinzipien, Wahlsystem, Verwaltungsakte und ihre Anfechtung, Eilrechtschutz
  • Formulieren eines Gutachtens und Urteils

Neben der Wortschatz- und Kenntniserweiterung wurde die Gruppe außerdem für die verschiedenen juristischen Ausdrucksstile und ihre Anwendung in der Praxis sensibilisiert.

Darüber hinaus wurden Exemplare aus den unterschiedlichen Schriftstücken (z.B. Anklageschrift, Klage, Klageerwiderung, Plädoyer, Beschluss, Urteil) im Rechtsverkehr hinsichtlich ihrer Bezeichnung, Form und Struktur erarbeitet.

Aufgrund des großen Interesses am wissenschaftlichen Arbeiten und dem richtigen Zitieren wurden Hinweise dazu übermittelt.

Im Anschluss an den Sprachkurs wurden Empfehlungen zu dem Thema „Aufbau, Formulierung und Form eines gelungenen Lebenslaufs sowie eines Bewerbungsschreibens“ gegeben.

Die Referenten machten die Teilnehmenden mit den diversen Ausdrucksstilen sowie Schriftsätzen vertraut, so dass sie damit ihre juristischen sprachlichen Fähigkeiten verbessern konnten.

Da der Kurs von der Zielgruppe gut angenommen wurde, plant die IRZ auch im kommenden Jahr die Durchführung ähnlicher Formate.

Internationales praxisorientiertes Training für Notare

Die Teilnehmenden des praxisorientierten Fortbildungsaufenthaltes für englischsprachige Notarinnen und Notare sowie Notarassessorinnen und Notarassessoren mit Herrn Notar Dr. Lovro Tomasic  (5. v. links)
Die Teilnehmenden des praxisorientierten Fortbildungsaufenthaltes für englischsprachige Notarinnen und Notare sowie Notarassessorinnen und Notarassessoren mit Herrn Notar Dr. Lovro Tomasic (5. v. links)
Multilateral

Teilnehmende aus sechs Partnerstaaten trafen sich nach zweijähriger Corona-Zwangspause vom 24. bis 31. Juli 2022 zur zweiten englischsprachigen praxisorientierten Fortbildung für Notarinnen und Notare erstmals wieder in Präsenz.

Gemeinsam mit der Bundesnotarkammer führt die IRZ seit 2018 – alternierend mit dem Notarhospitationsprogramm in deutscher Sprache – alle zwei Jahre eine multilaterale praxisorientierte Fortbildung in englischer Sprache für die Notarschaft sowie Notarassessorinnen und Notarassessoren durch.

Im Fokus des diesjährigen Programms standen die Rolle der Notarschaft in der vorsorgenden Rechtspflege in Deutschland, der Zugang zum Amt sowie Fragen zur berufsständischen Vertretung auf nationaler und internationaler Ebene.

Die Referierenden erörterten Themen wie Immobilienrecht, Familien- und Erbrecht sowie Gesellschaftsrecht in der notariellen Praxis und diskutierten mit den Teilnehmenden intensiv die Vorteile und Herausforderungen der Digitalisierung des Notariats.

In Ergänzung zu den Vorträgen und Diskussionen hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, das Notariat von Dr. Rabl und Dr. Gassen in Bonn zu besuchen und sich im Gespräch mit Herrn Dr. Gassen eingehend zu Fragen der Büroorganisation auszutauschen.

An der Veranstaltung nahmen sieben Notarinnen und Notare sowie zwei Notarassessoren aus Georgien, Kasachstan, Montenegro, Serbien, der Türkei und Usbekistan teil. Kasachstan und Usbekistan sind dabei die jüngsten Mitglieder der Internationalen Union des Notariats – der Beitritt erfolgte im vergangenen Jahr.

Die Teilnehmenden zeigten sich sehr offen für den multilateralen Austausch mit ihren ausländischen und deutschen Kolleginnen und Kollegen, waren interessiert an den breitgefächerten Themenstellungen und nahmen motiviert und engagiert an den Diskussionen teil.

Das Feedback der Referierenden, die Teilnehmenden und der Organisatoren war ausnahmslos positiv. Es zeigte sich einmal mehr, dass die jahrelangen erfolgreichen Hospitationsprogramme der IRZ ein wichtiges Instrument im Kontext des Gesamtportfolios der Rechtsstaatsförderung sind.

7. Fortbildung für Juristinnen und Juristen aus dem Nahen Osten

Teilnehmende im Gespräch mit den Experten Dr. Arnd Weishaupt und Uwe Stark am 5. Juli 2022 in Berlin
Naher Osten

Vom 4. bis 8. Juli 2022 veranstaltete die IRZ eine Fortbildung für Juristinnen und Juristen aus dem Nahen Osten in Berlin. Die Veranstaltung wurde vom Bundesministerium der Justiz (BMJ) finanziert und vermittelte den Teilnehmenden neue Kenntnisse über die Grundprinzipien eines funktionierenden Rechtsstaates, die Genfer Flüchtlingskonvention, das Gesetzgebungsverfahren, die Grundlagen des Asyl- und des Individualarbeitsrechts.

Die Lehrveranstaltung bot den Teilnehmenden zugleich die Gelegenheit ihre Kenntnisse zu unterschiedlichen Rechtsgebieten und Verfahren in Deutschland – auch anhand von praxisrelevanten Fallbeispielen z.B. zu Fragen von Aufenthaltserlaubnis, Befristung, Duldung, Familienzusammenführung und Zugang zum Arbeitsmarkt – zu vertiefen.

Die Vermittlung von Soft Skills und Schlüsselqualifikationen, die für Juristinnen und Juristen unentbehrlich sind, war den Referentinnen und Referenten ein ebenso wichtiges Anliegen. Sie unterstrichen in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit der sozialen Kompetenz, der überzeugenden Argumentation und der Körpersprache in der juristischen Arbeit. 

Die Vermittlung von Kenntnissen rund um die Themen effektives Arbeiten sowie Zeit- und Selbstmanagement rundeten das Programm der Veranstaltung ab.  Die Referentinnen und Referenten präsentierten in diesem Zusammenhang praktische Situationen, mit denen Juristinnen und Juristen tagtäglich konfrontiert sind.

16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem aus dem Irak und Syrien nahmen an der Veranstaltung teil. Einige haben ihr juristisches Studium in ihrem Heimatland bereits abgeschlossen und waren dort als Rechtsanwältin bzw. Rechtsanwalt tätig. Andere wiederum haben an einer deutschen Universität studiert und ein Masterstudium (LL.M) absolviert. 

Im Auftrag der IRZ beteiligten sich an der Lehrveranstaltung folgende Fachexpertinnen und Fachexperten:

  • Arnd Weishaupt, Richter am Oberlandesgericht Düsseldorf
  • Uwe Stark, Richter am Amtsgericht Siegen
  • Rechtsanwältin Ursula Groos, Rechtsanwältin & Mediatorin in Berlin
  • Rechtsanwalt Esat Bulut, Rechtsanwaltskanzlei Esat Bulut in Berlin

Neben den Fachvorträgen konnten die Teilnehmenden ein Fachgespräch im BMJ zum Thema Gesetzgebungsverfahren in Deutschland führen. Außerdem besuchten sie das Reichstagsgebäude und wurden bei der Führung über die Arbeit des deutschen Bundestages informiert.

Einen weiteren wichtigen Teil dieses Fortbildungskonzepts bildet das Hospitationsprogramm für ausgewählte Teilnehmende in einer Anwaltskanzlei, um dadurch Einblicke in die praktische Arbeit zu erhalten, ein Netzwerk aufzubauen und um den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Die Hospitationen sind im Zeitraum August bis November 2022 geplant.