Konferenz zur Optimierung der Prozess- und Verfahrensdauer und Steigerung der Effizienz der Justiz

Teilnehmende der Konferenz zur Optimierung der Prozess- und Verfahrensdauer in Tunis am 26.10.2022
Teilnehmende der Konferenz zur Optimierung der Prozess- und Verfahrensdauer in Tunis am 26.10.2022
Tunesien

In Zusammenarbeit mit dem tunesischen Justizministerium und dem Forschungszentrum „Centre d'etudes juridiques et judiciaires“ (CEJJ) realisierte die IRZ am 26. Oktober 2022 in Tunis eine Konferenz zum Thema „Effizienz der Justiz: Optimierung der Prozess- und Verfahrensdauer“.

Eröffnet wurde die Veranstaltung vom deutschen Botschafter, Herrn Peter Prügel, vom Direktor des CEJJ, Herrn Mounir Ferchichi, vom Kabinettschef des tunesischen Justizministeriums, Herrn Kamel Eddine Ben Hsan sowie vom Leiter des Projektbereichs Afrika bei der IRZ, Herrn Mohamed Montasser Abidi. Die deutsche Expertise und Erfahrung brachte Herr Christian Schmitz-Justen, Vizepräsident des Oberlandesgerichts (OLG) Köln, ein.

Der erste Teil der Konferenz fokussierte sich auf den theoretischen Rahmen der Prozessdauer und ihre Bedeutung für die Effizienz der Justiz sowie die damit zusammenhängenden Herausforderungen. Auch Instrumente und Mechanismen, die zur Optimierung der Prozessdauer eingesetzt werden können, wurden diskutiert. Im zweiten Teil der Konferenz hatten die rund 70 Teilnehmenden die Gelegenheit den Austausch und ihre Kenntnisse in fünf Workshops zu den folgenden fünf Rechtsbereichen zu vertiefen:

  1. Optimierung der Prozessdauer im Zivilrecht
  2. Optimierung der Prozessdauer im Strafrecht
  3. Optimierung der Prozessdauer im Handels- und Steuerrecht
  4. Optimierung der Prozessdauer im Sozialrecht
  5. Optimierung der Prozessdauer im Immobilienrecht

Das Thema „Optimierung der Prozessdauer“ ist eines der wichtigsten Schwerpunkte der Arbeit des tunesischen Justizministeriums, mit dem Ziel die Effizienz der Justiz zu steigern. Entsprechend plant die IRZ weitere vertiefende Veranstaltungen zu dieser Thematik im Jahr 2023.

Die Konferenz fand im Rahmen des zwischen dem Bundesministerium der Justiz und dem Justizministerium der Republik Tunesien geschlossenen gemeinsamen Arbeitsprogramms für 2022 statt.

Beratungsseminar zur Wiedereinführung eines Fachabschlusses für Legistik

Teilnehmende des Seminars zur Ausarbeitung eines neuen Studiengangs für Legistik am 28. und 29. November 2022 in Tunesien.
Teilnehmende des Seminars zur Ausarbeitung eines neuen Studiengangs für Legistik am 28. und 29. November 2022 in Tunesien.
Tunesien

Am 28. und 29. November 2022 veranstaltete die IRZ gemeinsam mit der juristischen Fakultät der El Manar Universität in Tunis ein Seminar zur Ausarbeitung eines neuen Studiengangs für Legistik. Bei der Veranstaltung handelte es sich um die Auftaktveranstaltung eines großangelegten und vom Auswärtigen Amt im Rahmen der Ta´ziz-Partnerschaft geförderten Projekts zur Modernisierung des Justizsektors in Tunesien.

Als Experte für die IRZ nahm von deutscher Seite aus Herr Prof. Dr. Hans Hofmann teil, der an der Humboldt Universität zu Berlin ein Modul über Gesetzgebungslehre unterrichtet und außerdem über langjährige Erfahrungen im Bereich der Gesetzgebung verfügt, die er unter anderem durch seine Tätigkeit im deutschen Bundesministerium des Inneren sowie im Bundeskanzleramt erworben hat. Für die tunesische Seite war Herr Khaireddine Ben Soltan anwesend, der ehemalige Leiter der Gesetzgebungsabteilung der tunesischen Regierung.

Teilnehmende des Seminars waren rund 30 Dozenten und Dozentinnen der juristischen Fakultät der Universität El Manar, die den neuen Studiengang entwerfen und letztendlich darin auch unterrichten werden. Bei dem Beratungsseminar handelte es sich um das erste von vier geplanten Seminaren und Beratungen, die sich die komplette Entwicklung, Gestaltung und Ausarbeitung eines Studiengangs für Legistik zum Ziel gesetzt haben.

Während des Seminares wurden unter anderen die folgenden Themenbereiche behandelt und lebhaft diskutiert:

  • Notwendigkeit der Einführung eines Studiengangs für Legistik
  • Gesetzgebung und Legistik in Tunesien
  • Rechtssetzungsverfahren, methodisches Vorgehen und Gesetzesfolgenabschätzung in Deutschland und in Tunesien
  • Instrumente für die Erstellung guter und verständlicher Gesetze
  • Rechtliche und sprachliche Prüfung von Gesetzentwürfen
  • Normenkontrolle und die Rolle des Normenkontrollrats in Deutschland
  • Rolle der Gesetzgebungsabteilung der tunesischen Regierung und die finale Kontrolle von Gesetzestexten

Die durch den neu entwickelten Studiengang ausgebildeten jungen Experten und Expertinnen werden sowohl in der tunesischen Verwaltung wie auch bei der Regierung dringend benötigt, um eine gute und effiziente Gesetzgebung gewährleisten zu können.

Seminar „Gerichtliche Kommunikation und Gerichtsverwaltung“ in Tunis

Tunesien

Am 14. Juli 2022 führte die IRZ in Kooperation mit dem tunesischen Justizministerium ein Seminar zum Thema „Gerichtliche Kommunikation und Gerichtsverwaltung“ in Tunis durch. Mit dieser Maßnahme orientierte sich die IRZ an der aktuellen Reformstrategie der tunesischen Justiz, die unter anderem der Modernisierung der Justiz(-verwaltung) und damit auch einer Effizienzsteigerung innerhalb der Justiz eine hohe Priorität einräumt. Die Veranstaltung ist Bestandteil der Gemeinsamen Absichtserklärung über ein Arbeitsprogramm der Zusammenarbeit 2022 zwischen dem Bundesministerium der Justiz und dem Justizministerium der Republik Tunesien.

Von deutscher Seite wirkte Herr Christian Schmitz-Justen, Vizepräsident des Oberlandesgerichts (OLG) Köln, mit und von tunesischer Seite Herr Hassen Miaadi, Leiter für die Kommunikation und offizieller Sprecher der tunesischen Eisenbahngesellschaft. Rund 30 Mitarbeitende der Verwaltung verschiedener Gerichte aus der Region Tunis tauschten sich mit den zwei Experten über Aspekte der internen und externen Kommunikation an Gerichten aus.

Die gerichtsinterne Kommunikation dient einer reibungslosen Verwaltung und Pflege der Kommunikationskanäle sowie zwischen der Richterschaft und des nicht-richterlichen Personals. Gerichtsextern muss die Kommunikation mit anderen Verwaltungsbehörden und anderen Akteuren der Justiz reibungslos funktionieren. Letzteres spielt eine bedeutende Rolle zur Beschleunigung von Verfahren und Arbeitsprozessen der Gerichte. Des Weiteren ist zur effizienten Arbeitsweise der Gerichte auch ein korrekt ermittelter Personalbedarf entscheidend.  

Während der tunesische Experte zu kommunikationswissenschaftlichen Grundlagen referierte, ergänzte der deutsche Experte den theoretischen Part mit zahlreichen Praxisbeispielen aus dem OLG Köln. Die Teilnehmenden erfuhren mehr über konkrete Maßnahmen, die zur Verbesserung der Kommunikation innerhalb der Justiz umgesetzt wurden, und erhielten so einen anschaulichen Blick in die deutsche Erfahrung am Beispiel des OLG Köln.

Insgesamt war das eintägige Seminar von intensiven Diskussionen und einem lebhaften Austausch geprägt. Die sehr aktive Beteiligung der Teilnehmenden verdeutlichte das große Interesse an dem Erfahrungsaustausch zwischen deutschen und tunesischen Kolleginnen und Kollegen. Es ist angedacht, im Herbst 2022 eine weitere Veranstaltung zu diesem Thema unter Einbindung weiterer Gerichte in einer anderen Region in Tunesien durchzuführen.